Aussagen zur Zeitarbeit: Linke fordert Verbot – die Wahlprogramme der Parteien im Überblick

Der Wahlkampf für die vorge­zo­ge­nen Bun­destagswahlen am 23.02.2025 ist in seine heiße Phase einge­treten. Auf Wahlkampfver­anstal­tun­gen und in den Medi­en wer­ben die Parteien um Wäh­ler­stim­men. Grund­lage für die Äußerun­gen und Ver­sprechun­gen der Kan­di­dat­en sind dabei die Wahl­pro­gramme der jew­eili­gen Parteien. In ihnen spielt die Wirtschaft zwar eine große Rolle, konkrete Aus­sagen zur Arbeit­nehmerüber­las­sung find­en sich aber nur wenige – der Überblick:

Die Parteien der ehe­ma­li­gen Ampelkoali­tion: SPD, Grüne und FDP
In ihrem jew­eili­gen Wahl­pro­gramm trifft keine der drei ehe­ma­li­gen Regierungsparteien eine Aus­sage spez­i­fisch zur Arbeitnehmerüberlassung.

Auch in den großen Oppo­si­tions­frak­tio­nen keine Aus­sagen: CDU/CSU
Die Oppo­si­tions­frak­tio­nen der CDU/CSU äußern sich in ihren Wahl­pro­gram­men eben­falls nicht zum The­ma Arbeitnehmerüberlassung.

AFD
Auch die AfD (Alter­na­tive für Deutsch­land) behan­delt das The­ma nicht.

Kri­tik an der Zeitar­beit bis hin zum Ver­bot: Linke & BSW
Die Linke ste­ht der Arbeit­nehmerüber­las­sung schon immer kri­tisch gegenüber. Das zeigen allein die regelmäßi­gen sog. Kleinen Anfra­gen im Bun­destag an die Bun­desregierung zum The­ma „Aktuelle Entwick­lun­gen in der Lei­har­beit“, zulet­zt im Sep­tem­ber 2024. Diese Auf­fas­sung schlägt sich deut­lich im Wahl­pro­gramm der Partei nieder: Die Linke fordert ein Ver­bot der Arbeit­nehmerüber­las­sung. Solange dieses noch nicht real­isiert ist, will die Linke zumin­d­est einige Forderun­gen und Ver­schär­fun­gen für die Branche durchsetzen:

„Um Sicher­heit und Plan­barkeit des Lebens zu ermöglichen, wollen wir Lei­har­beit […] abschaf­fen. […]. Bis zum Ver­bot der Lei­har­beit müssen Lei­hbeschäftigte ab dem ersten Tag genau­so bezahlt und behan­delt wer­den wie Beschäftigte im Ein­satz­be­trieb (ein­schließlich tar­i­flich­er und betrieblich­er Son­derzu­la­gen), plus 10% Flex­i­bil­ität­szu­lage. Die Höch­stüber­las­sungs­dauer muss für den Arbeit­splatz gel­ten statt für die Beschäftigten. Wir wollen Schein­werkverträge wirkungsvoll bekämpfen, damit nie­mand um seine Beschäftigten­rechte bet­ro­gen wird: Bei Ver­dacht auf Ver­stöße gegen das Arbeit­nehmerüber­las­sungs­ge­setz muss die Beweis­last bei den beteiligten Unternehmen liegen. Lei­har­beit darf nicht zum Streik­bruch einge­set­zt wer­den.“ (Punkt 7,  Abs. 7)

Neben der Linken äußert sich einzig das BSW noch zum The­ma Arbeit­nehmerüber­las­sung. Ein aus­drück­lich­es Ver­bot fordert das BSW jedoch nicht. Stattdessen soll­ten ihm zufolge geset­zliche Grund­la­gen geschaf­fen wer­den, um den Miss­brauch von Lei­har­beit zu beenden.

„[…] [D]er Miss­brauch von Werkverträ­gen und Lei­har­beit […] [macht] noch immer für Mil­lio­nen von Men­schen eine ver­lässliche Leben­s­pla­nung unmöglich. Wir wollen geset­zliche Grund­la­gen schaf­fen, um […] den Miss­brauch von Werkverträ­gen und Lei­har­beit zu been­den. […]“ (S. 16)

Worin diese beste­hen kön­nten, wird nicht ausgeführt.

Quellen: Wahl­pro­gramme der SPD, Grüne, FDP, CDU/CSU, CSU, AfD, Linke, BSW.

(Hin­weis: Zum Abschluss der Recherche Ende Jan­u­ar 2025 lag das Wahl­pro­gramm der Grü­nen lediglich als Entwurf vor.)

 

AMETHYST-Kommentar:

Sel­ten war es in der Poli­tik so ruhig rund um das The­ma Arbeit­nehmerüber­las­sung wie vor diesen Wahlen. Das zeigt, dass sich alle Play­er mit den beste­hen­den Regelun­gen mehr oder weniger arrang­iert haben. Aus Sicht der Zeitar­beit entste­ht beim Blick in die Parteipro­gramme (von Linke und BSW mal abge­se­hen) der Ein­druck: Es ist egal, wen man wählt, es wird sich ohne­hin nichts ändern. Ob das gut oder schlecht ist, mag jed­er für sich beurteilen.
JH